Liquiditätsplanung - machen Sie es wie die schwäbische Hausfrau

Das monatliche Gehalt des Gatten ist relativ fix und geht immer am Ende des Monats auf einem Girokonto ein, auf das die Gattin selbstverständlich Zugriff hat.

 

Sie kennt exakt die monatlichen Eingänge, sie weiß, welche Lastschriften für Auto, Versicherungen, Hauskredit, Zeitung, Fernsehen, Kindergarten und Musikschule abgehen. Sie hat einen guten Überblick über die notwendigen Barausgaben für den Lebensunterhalt - Kreditkartenzahlungen sind sowieso die Ausnahme. Sie teilt dem Ehemann und den Kindern das Ausgabenbudget zu, am liebsten in bar.

Und vielleicht zahlt sie sogar monatlich einen gewissen Betrag heimlich auf ein Sparkonto ein, von dem niemand weiß, um für ungeplante Ausgaben eine kleine Reserve zu haben. Abgesehen von den kleinen und größeren Katastrophen, für die sie eine Rücklage bildet, gibt es für sie keine ungeplanten Ausgaben oder Einnahmen, denn alle finanziellen Informationen in der Familie laufen über ihren Küchentisch.

 

Dieser Finanzprofi kennt alle relevanten Daten UND handelt entsprechend!

So sieht es in vielen Unternehmen aus:

Der Treasurer sieht sich zwei grundsätzlichen Herausforderungen gegenüber:

 

Er oder sie hat oft eine unvollständige Datenbasis und muss sich gefallen lassen, dass ungefragt auf „seine“ oder „ihre“ Kasse zugegriffen wird.

 

Als Basis für die mittelfristige Liquiditätsplanung wird meist die Umsatz- und Ergebnisplanung aus dem Controlling verwendet. Gerade in größeren Konzernen mit einer Vielzahl von Datenlieferanten ist eine solche Planung organisatorisch und zeitlich aufwändig. Valide Daten stehen erst spät zur Verfügung oder sogar nur rückwirkend; Risiken sind möglicherweise nicht korrekt abgebildet, wenn eine optimistische Planung ohne Reserven vorgelegt wird.  Einzahlungen schwanken je nach Saison und Geschäftsentwicklung erheblich. Abweichungen von der Umsatzplanung sind der Normalfall und der Cashmanager ist vielleicht der Letzte, der davon erfährt, wenn ein Auftrag geplatzt ist oder sich eine große Zahlung verschiebt.

 

Anders als die resolute Gattin aus Böblingen kann der Cashmanager oft nicht verhindern, dass andere unabgestimmt auf die liquiden Mittel zugreifen. Einige Beispiele mögen das verdeutlichen:

Der Vertrieb vereinbart mit dem Kunden als Sicherheit gerne eine „Bürgschaft auf erstes Anfordern“, die im Streitfall innerhalb weniger Tage gezogen werden kann und zu hohen Liquiditätsabflüssen führt.

Der Einkauf gestattet dem Stromanbieter oder der Leasinggesellschaft für den Fuhrpark den Rechnungseinzug per Lastschrift.

Und nicht zuletzt kann die Geschäftsleitung durch lange vertraulich gehaltene Investitionspläne sehr schnell neue finanzielle Tatsachen schaffen.

 

 

Grundsätzlich sind Informationen Bringschulden

Ein integriertes Treasurysystem, in das sämtliche zahlungsrelevante Daten aus dem Unternehmen einfließen, soll dann oft die Lösung sein.

 

Software-Tools bringen ohne Zweifel Systematik und Struktur in den Planungsprozess und helfen bei der Definition von Verantwortlichkeiten. Doch es gilt weiterhin: „garbage in, garbage out“.

Alle am Planungsprozess beteiligten Organisationseinheiten müssen verinnerlicht haben, dass die unverzügliche und komplette Weitergabe ihrer Informationen essentiell notwendig für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens ist. Notfalls muss der Einsicht mit positiven oder negativen Sanktionen nachgeholfen werden.

Es muss also ein klares Commitment der Unternehmensleitung zur Liquiditätsplanung geben. Hier ist auch Rückgrat beim Treasurer gefragt, dieses Commitment konsequent einzufordern.

 

Das zeigt sich dann beispielsweise in einer verpflichteten Planungsrichtlinie, in regelmäßigen Abstimmungsrunden mit allen Beteiligten und auch in der Offenheit der Unternehmensleitung gegenüber dem Cashmanager oder Treasurer, was vertrauliche Informationen hinsichtlich geplanter finanzieller Zu- und Abflüsse angeht.

 

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Schlechte Planungsqualität führt im besten Fall zu Zinsverlusten, weil zu viel kurzfristige Liquidität gehalten wird oder Kreditaufnahmen notwendig werden. Im schlimmsten Fall kommt es zu existenzbedrohenden Finanzierungsengpässen.

Ein verantwortungsvoller Treasurer wird sich daher nicht hinter einer Handlungsanweisung verstecken. Er wird Planung immer auch als Holschuld begreifen, Planungen hinterfragen und mit dem jeweiligen Planenden diskutieren.

Gerade die hochintegrierten Systeme machen es leider einfach, sich auf scheinbar exakte Zahlen zu verlassen statt die direkte Kommunikation zu suchen. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass JEDE Planung vom Treasurer mit der betreffenden Unternehmenseinheit durchgesprochen werden sollte. In einem direkten Gespräch oder Telefonat lassen sich die immanenten Chancen und Risiken der jeweiligen Planung klären, Unklarheiten beseitigen und gegebenenfalls auch Gegenmaßnahmen diskutieren. In der Anfangsphase mag dies aufwändig sein, aber der Einsatz lohnt sich. Denn ganz nebenbei trägt dieser persönliche Kontakt bei zum Verständnis der unterschiedlichen Themen und Aufgaben und zu einer besseren Zusammenarbeit über organisatorische Einheiten hinweg.

 

Nur was man verstanden hat, kann man auch gestalten!

 

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